Difference between revisions of "Dällebach Kari"

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''Dällebach Kari'' (1970) ist ein Spielfilm mit der Musik von [[Tibor Kasics]]. Das Chanson zum Vorspann stammt von [[Mani Matter]].  
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''Dällebach Kari'' (CH 1970) ist ein Spielfilm mit der Musik von [[Tibor Kasics]]. Das Chanson zum Vorspann stammt von [[Mani Matter]].  
 
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== Credits ==
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*Regie und Buch: Kurt Früh, frei nach der Dällebach-Biographie von Hansruedi Lerch (1968), mit Texten aus den ''Leichenreden'' (1969) von Kurt Marti. Berndeutsche Bearbeitung: Ernst Eggimann.
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*Produktion: Atlantic Film, Stella-Film (Peter Hellstern, Martin Hellstern).
  
 
== Handlung ==  
 
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== Tonbeispiele ==
 
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=== Musikausschnitt 1 ===  
 
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Am Geländer einer Brücke sind ein Paar Schuhe aufgehängt, die erst zwei vorübergehenden Polizisten auffallen. – Dazu erklingt Mani Matters «Ballade vom Dällebach Kari».
 
Am Geländer einer Brücke sind ein Paar Schuhe aufgehängt, die erst zwei vorübergehenden Polizisten auffallen. – Dazu erklingt Mani Matters «Ballade vom Dällebach Kari».
  
 
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Cabaretlied der «Berliner Topsy» mit Hupe, begleitet von Tibor Kasics auf einem verstimmten Klavier. Die Zuhörerschaft im Lokal besteht aus Männern, die sich den damals grossen Luxus eines Autos nicht leisten können, darunter Kari.
 
Cabaretlied der «Berliner Topsy» mit Hupe, begleitet von Tibor Kasics auf einem verstimmten Klavier. Die Zuhörerschaft im Lokal besteht aus Männern, die sich den damals grossen Luxus eines Autos nicht leisten können, darunter Kari.
  
 
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Der gealterte Kari denkt an Stationen seiner Liebesgeschichte mit Annemarie zurück: zuerst an den ersten gemeinsamen Tanz (zu dem der «Annemarie-Walzer» als diegetische Musik im Bild erklingt), dann an einen von ihm gewonnenen Wettlauf mit Annemarie, diesmal zur Melodie des «Annemarie-Walzers» als Hintergrundmusik, arrangiert als «Schnellpolka» mit übermütigem Piccolo-Solo. Die im Anschluss ausgesprochene Einladung bei Annemaries Eltern, die zum Fiasko wurde, lässt die Melancholie zurückkehren, und die Musik endet in einem verminderten Septakkord.
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Der gealterte Kari denkt an Stationen seiner Liebesgeschichte mit Annemarie zurück: zuerst an den ersten gemeinsamen Tanz (zu dem der «Annemarie-Walzer» als [[diegetische Musik]] im Bild erklingt), dann an einen von ihm gewonnenen Wettlauf mit Annemarie, diesmal zur Melodie des «Annemarie-Walzers» als Hintergrundmusik, arrangiert als «Schnellpolka» mit übermütigem Piccolo-Solo. Die im Anschluss ausgesprochene Einladung bei Annemaries Eltern, die zum Fiasko wurde, lässt die Melancholie zurückkehren, und die Musik endet in einem verminderten Septakkord.
  
 
== Kommentar ==  
 
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Der Film, der an das Kino der 1950er-Jahre wie ''[[Bäckerei Zürrer]]'' erinnert, konnte Kurt Frühs bewährten Neorealismus erfolgreich mit den Themen der 68er-Generation verbinden, wie sie sich in Kurt Martis Texten niederschlagen. Zusätzlich zur authentischen Nachempfindung der Unterhaltungsmusik der 1920er-Jahre gelang Kasics mit dem «Annemarie-Walzer» (Nr. 13 in der [[Partitur]]) eine Remineszenz an die untergegangene, aber gleichwohl herbeigesehnte Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. (bs, ms)
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Der Film, der an das Kino der 1950er-Jahre wie ''[[Bäckerei Zürrer]]'' erinnert, konnte Kurt Frühs bewährten Neorealismus erfolgreich mit den Themen der 68er-Generation verbinden, wie sie sich in Kurt Martis Texten niederschlagen. Zusätzlich zur authentischen Nachempfindung der Unterhaltungsmusik der 1920er-Jahre gelang Kasics mit dem «Annemarie-Walzer» (Nr. 13 in der [[Partitur]]) eine Remineszenz an die untergegangene, aber gleichwohl herbeigesehnte Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. (''Autoren: Bruno Spoerri, Mathias Spohr'')
  
 
«Zum Dällebach Kari schrieb Kasics eine feinfühlige Musik, welche der Geschichte und den dichten Schwarz-Weiss-Bildern Leichtigkeit und Eindringlichkeit verlieh. Zudem schaffte es Kasics, die eigens für den Film geschriebene Ballade des Berner Troubadours Mani Matter in seine Musik zu integrieren, ohne sie zu konkurrenzieren.» (Keller/Siegfried 2004, S. 90–92)
 
«Zum Dällebach Kari schrieb Kasics eine feinfühlige Musik, welche der Geschichte und den dichten Schwarz-Weiss-Bildern Leichtigkeit und Eindringlichkeit verlieh. Zudem schaffte es Kasics, die eigens für den Film geschriebene Ballade des Berner Troubadours Mani Matter in seine Musik zu integrieren, ohne sie zu konkurrenzieren.» (Keller/Siegfried 2004, S. 90–92)
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== Literatur ==  
 
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*''Dällebach Kari'', Rialto-Filmheft, Nr. 11, Zürich 1970.
 
*''Dällebach Kari'', Rialto-Filmheft, Nr. 11, Zürich 1970.
*Peter Michael Keller, Kathrin Siegfried: ''Den Ton getroffen: Tibor Kasics'', Baden: Hier + Jetzt, 2004.
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*Keller, Peter Michael, Kathrin Siegfried: ''Den Ton getroffen: Tibor Kasics'', Baden: Hier + Jetzt 2004. ISBN 978-3-906419923
*Schärer, Thomas: ''Zwischen Gotthelf und Godard. Erinnerte Schweizer Filmgeschichte'', Zürich: Limmat 2014, S. 433–443.
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*Schärer, Thomas: ''Zwischen Gotthelf und Godard. Erinnerte Schweizer Filmgeschichte'', Zürich: Limmat 2014, S. 433–443. ISBN 978-3-85791-653-3
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*''Swiss Film Music. Anthology 1923–2012'', S. 247. ISBN 978-3-03401-265-2
  
 
== Weblinks ==
 
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== Autograph ==  
 
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*Zentralbibliothek Zürich, Mus NL 26, Ab 1, 1–3
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*[[Partitur]]: [[Zentralbibliothek Zürich]], Mus NL 26, Ab 1, 1–3
  
 
== Quelle ==
 
== Quelle ==

Revision as of 22:32, 31 January 2018

Dällebach Kari (CH 1970) ist ein Spielfilm mit der Musik von Tibor Kasics. Das Chanson zum Vorspann stammt von Mani Matter.

Dällebach Kari: Die Polizei findet Karis Schuhe auf der Brücke
Dällebach Kari: Cabaretnummer der Berliner Topsy
Dällebach Kari: Wettlauf zwischen Kari und Annemarie

Credits

  • Regie und Buch: Kurt Früh, frei nach der Dällebach-Biographie von Hansruedi Lerch (1968), mit Texten aus den Leichenreden (1969) von Kurt Marti. Berndeutsche Bearbeitung: Ernst Eggimann.
  • Produktion: Atlantic Film, Stella-Film (Peter Hellstern, Martin Hellstern).

Handlung

Ein Film über die fehlende Einheit des Bürgertums nach dem Ersten Weltkrieg, das materielle Unterschiede zu unüberwindlichen Standesschranken macht: Der Coiffeur Kari Dällebach (nach dem historischen Karl Tellenbach gestaltet) leidet unter seiner Hasenscharte, wird aber durch seine Witze zum Berner Stadtoriginal. Seine Liebe zur Fabrikantentochter Annemarie scheitert; er wird zum Alkoholiker und endet durch Selbstmord.

Tonbeispiele

Musikausschnitt 1

(1:19 ab Anfang)

Am Geländer einer Brücke sind ein Paar Schuhe aufgehängt, die erst zwei vorübergehenden Polizisten auffallen. – Dazu erklingt Mani Matters «Ballade vom Dällebach Kari».

Musikausschnitt 2

(0:35 ab Min. 18)

Cabaretlied der «Berliner Topsy» mit Hupe, begleitet von Tibor Kasics auf einem verstimmten Klavier. Die Zuhörerschaft im Lokal besteht aus Männern, die sich den damals grossen Luxus eines Autos nicht leisten können, darunter Kari.

Musikausschnitt 3

(3:09 ab Min. 31)

Der gealterte Kari denkt an Stationen seiner Liebesgeschichte mit Annemarie zurück: zuerst an den ersten gemeinsamen Tanz (zu dem der «Annemarie-Walzer» als diegetische Musik im Bild erklingt), dann an einen von ihm gewonnenen Wettlauf mit Annemarie, diesmal zur Melodie des «Annemarie-Walzers» als Hintergrundmusik, arrangiert als «Schnellpolka» mit übermütigem Piccolo-Solo. Die im Anschluss ausgesprochene Einladung bei Annemaries Eltern, die zum Fiasko wurde, lässt die Melancholie zurückkehren, und die Musik endet in einem verminderten Septakkord.

Kommentar

Der Film, der an das Kino der 1950er-Jahre wie Bäckerei Zürrer erinnert, konnte Kurt Frühs bewährten Neorealismus erfolgreich mit den Themen der 68er-Generation verbinden, wie sie sich in Kurt Martis Texten niederschlagen. Zusätzlich zur authentischen Nachempfindung der Unterhaltungsmusik der 1920er-Jahre gelang Kasics mit dem «Annemarie-Walzer» (Nr. 13 in der Partitur) eine Remineszenz an die untergegangene, aber gleichwohl herbeigesehnte Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. (Autoren: Bruno Spoerri, Mathias Spohr)

«Zum Dällebach Kari schrieb Kasics eine feinfühlige Musik, welche der Geschichte und den dichten Schwarz-Weiss-Bildern Leichtigkeit und Eindringlichkeit verlieh. Zudem schaffte es Kasics, die eigens für den Film geschriebene Ballade des Berner Troubadours Mani Matter in seine Musik zu integrieren, ohne sie zu konkurrenzieren.» (Keller/Siegfried 2004, S. 90–92)

Literatur

  • Dällebach Kari, Rialto-Filmheft, Nr. 11, Zürich 1970.
  • Keller, Peter Michael, Kathrin Siegfried: Den Ton getroffen: Tibor Kasics, Baden: Hier + Jetzt 2004. ISBN 978-3-906419923
  • Schärer, Thomas: Zwischen Gotthelf und Godard. Erinnerte Schweizer Filmgeschichte, Zürich: Limmat 2014, S. 433–443. ISBN 978-3-85791-653-3
  • Swiss Film Music. Anthology 1923–2012, S. 247. ISBN 978-3-03401-265-2

Weblinks

Autograph

Quelle

  • Film und Musik: DVD EAN 7611719242433.