Difference between revisions of "Ondes Martenot"

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'''Ondes Martenot''' ist ein frühes elektronisches Melodieinstrument, mit dem ohne großen spieltechnischen Aufwand brauchbare Soli (auch im Zusammenklang mit klassischen Musikinstrumenten) gespielt werden können. Es wurde 1928 von dem französischen Musiker Maurice Martenot erfunden, der ein einfacher zu bedienendes elektronisches Instrument als das seit etwa 1920 existierende Theremin entwickeln wollte.  
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'''Ondes Martenot''' ist ein frühes elektronisches Melodieinstrument, mit dem ohne grossen spieltechnischen Aufwand brauchbare Soli (auch im Zusammenklang mit klassischen Musikinstrumenten) gespielt werden können. Es ist 1928 von dem französischen Musiker Maurice Martenot erfunden worden, der ein einfacher zu bedienendes elektronisches Instrument als das seit etwa 1920 existierende Theremin entwickeln wollte.  
  
Die Ondes Martenot (frz. "Martenot-Wellen") sind monophon und werden zweihändig bedient: Die rechte Hand spielt ein Orgelmanual oder erzeugt Glissandi auf einem Draht, die linke Hand beeinflusst die Klangfarbe und die Dynamik. Technisch beruht es auf dem Prinzip des Schwebungssummers: Der hörbare Klang ist (ähnlich wie in der Technologie der damaligen Radioempfänger) eine Schwebung aus den Schwingungen zweier Oszillatoren, die durch verschiedene Filter geleitet wird.
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Die Ondes Martenot (frz. «Martenot-Wellen») sind monophon und werden zweihändig bedient: Die rechte Hand spielt ein beweglich aufgehängtes Orgelmanual, das ein Vibrato durch Handbewegungen ermöglicht, oder erzeugt Glissandi und Vibrati über ein Band (''ruban'') in einer Zugvorrichtung, das an einem Fingerring befestigt ist. Die linke Hand beeinflusst die Klangfarbe und die Dynamik mittels Tasten und Reglern.  
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Technisch beruht das Instrument auf dem Prinzip des Schwebungssummers: Der hörbare Klang ist (ähnlich wie bei der Technologie der damaligen Radioempfänger) eine Schwebung aus den Schwingungen zweier Oszillatoren, die durch verschiedene Filter geleitet wird.
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Der Klang ohne Verfremdung erinnert an eine ätherische Menschenstimme und kann im Film recht ähnliche Aufgaben wie ein Vokalisen-[[Chor]] haben.
  
 
Seit Beginn des Tonfilms um etwa 1930 wird das Instrument oft für Filmmusik verwendet, besonders bekannt ist sein Einsatz durch Maurice Jarre für den Film ''Lawrence of Arabia'' (1962) von David Lean.
 
Seit Beginn des Tonfilms um etwa 1930 wird das Instrument oft für Filmmusik verwendet, besonders bekannt ist sein Einsatz durch Maurice Jarre für den Film ''Lawrence of Arabia'' (1962) von David Lean.
  
 
== Schweizer Filmmusik ==
 
== Schweizer Filmmusik ==
Vor allem [[Arthur Honegger]] hat die Ondes Martenot häufig eingesetzt. Sie erklingen als rührende Stimme der Idee im Animationsfilm ''[[L'Idée]]'' (1934) oder in ''[[Rapt]]'' (1934). [[Bruno Spoerri]] hat die Ondes Martenot zum Beispiel für seine Werbefilme in den 1960er und 1970er Jahren verwendet, wie ''[[Riri-Signet]]'', ''[[Riri-Schlittenballett]]'' oder ''[[Kodak Beatle]]''. (''Autor: Mathias Spohr'')
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Vor allem [[Arthur Honegger]] hat die Ondes Martenot häufig eingesetzt. Sie erklingen als rührende Stimme der Idee im Animationsfilm ''[[L’Idée]]'' (1934) oder in ''[[Rapt]]'' (1934). [[Bruno Spoerri]] hat die Ondes Martenot zum Beispiel für seine Werbefilmmusik in den 1960er und 1970er Jahren verwendet, wie ''[[Riri-Signet]]'', ''[[Riri-Schlittenballett]]'' oder ''[[Kodak Beatle]]''. (''Autor: Mathias Spohr'')
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Spoerri, Bruno (Hg.): ''Musik aus dem Nichts. Die Geschichte der elektroakustischen Musik in der Schweiz'', Zürich: Chronos 2010. ISBN 978-3-0340-1038-2
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*Laurandeau, Jean: ''Maurice Martenot, Luthier de l’électronique'', 2e éd., Paris: Beauchesne 2017. ISBN 978-2701022376
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*Spoerri, Bruno (Hg.): ''Musik aus dem Nichts. Die Geschichte der elektroakustischen Musik in der Schweiz'', Zürich: Chronos 2010. ISBN 978-3-0340-1038-2
  
 
[[Category:Technical terminology]]
 
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Revision as of 17:47, 17 March 2021

Ondes Martenot ist ein frühes elektronisches Melodieinstrument, mit dem ohne grossen spieltechnischen Aufwand brauchbare Soli (auch im Zusammenklang mit klassischen Musikinstrumenten) gespielt werden können. Es ist 1928 von dem französischen Musiker Maurice Martenot erfunden worden, der ein einfacher zu bedienendes elektronisches Instrument als das seit etwa 1920 existierende Theremin entwickeln wollte.

Die Ondes Martenot (frz. «Martenot-Wellen») sind monophon und werden zweihändig bedient: Die rechte Hand spielt ein beweglich aufgehängtes Orgelmanual, das ein Vibrato durch Handbewegungen ermöglicht, oder erzeugt Glissandi und Vibrati über ein Band (ruban) in einer Zugvorrichtung, das an einem Fingerring befestigt ist. Die linke Hand beeinflusst die Klangfarbe und die Dynamik mittels Tasten und Reglern.

Technisch beruht das Instrument auf dem Prinzip des Schwebungssummers: Der hörbare Klang ist (ähnlich wie bei der Technologie der damaligen Radioempfänger) eine Schwebung aus den Schwingungen zweier Oszillatoren, die durch verschiedene Filter geleitet wird.

Der Klang ohne Verfremdung erinnert an eine ätherische Menschenstimme und kann im Film recht ähnliche Aufgaben wie ein Vokalisen-Chor haben.

Seit Beginn des Tonfilms um etwa 1930 wird das Instrument oft für Filmmusik verwendet, besonders bekannt ist sein Einsatz durch Maurice Jarre für den Film Lawrence of Arabia (1962) von David Lean.

Schweizer Filmmusik

Vor allem Arthur Honegger hat die Ondes Martenot häufig eingesetzt. Sie erklingen als rührende Stimme der Idee im Animationsfilm L’Idée (1934) oder in Rapt (1934). Bruno Spoerri hat die Ondes Martenot zum Beispiel für seine Werbefilmmusik in den 1960er und 1970er Jahren verwendet, wie Riri-Signet, Riri-Schlittenballett oder Kodak Beatle. (Autor: Mathias Spohr)

Literatur

  • Laurandeau, Jean: Maurice Martenot, Luthier de l’électronique, 2e éd., Paris: Beauchesne 2017. ISBN 978-2701022376
  • Spoerri, Bruno (Hg.): Musik aus dem Nichts. Die Geschichte der elektroakustischen Musik in der Schweiz, Zürich: Chronos 2010. ISBN 978-3-0340-1038-2