Sound Design

Sound Design ist die kreative Arbeit mit Klängen. Im Film betrifft dies Geräusche, Dialoge und Musik, die mit elektronischen Mitteln weitgehend umgestaltet oder neu geschaffen werden können. Aufgrund der Möglichkeiten der Klangsynthese, Aufzeichnung und Postproduktion, die sich hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt haben, kann das Sound Design die Musikkomposition ergänzen oder ersetzen. Diese Entwicklung wurde durch die Musique concrète der 1960er-Jahre eingeleitet.

Durch das Sampling und die Digitalisierung der Klangbearbeitung seit Ende des 20. Jahrhunderts ist der Gestaltungsspielraum erheblich vergrössert worden, auch durch die grössere Dynamik des Filmtons. Die Mehrkanal-Tonsysteme 5.1 und 7.1, die sich in den Kinos durchgesetzt haben, aber auch beim Fernsehen möglich sind, erlauben zudem eine Verräumlichung des Klangs, die über eine Symbolisierung von Räumen (wie in der frühen Filmmusik mit exotischen Klängen, Kinderliedern, Chören für das Weltall etc.) hinausgeht. Das musikalische Leitmotiv sowie die weniger scharf umrissene Couleur locale entwickelten sich zum Orientierungslaut.

Sound Design ermöglicht eine feinere Differenzierung zwischen diegetischem und nicht-diegetischem Filmton oder zwischen «objektivem» und «subjektivem» Klang als die Old-School-Filmmusik. Selbst wenn dabei keine Musik im traditionellen Sinn mehr Verwendung findet, geht es um eine Gegenüberstellung zwischen «Ausdruck der Empfindung» und «Malerei», wie es Ludwig van Beethoven über dem ersten Satz seiner 6. Symphonie (1808) vermerkt hatte, wobei er mit Malerei die Nachahmung realer Klänge meinte. Pointiert gesagt: Während die Neue Musik des 20. Jahrhunderts die Musik von der Ausdrucksästhetik zu befreien versuchte, befreit das Sound Design die Ausdrucksästhetik von der Musik.

Schweizer Filmmusik

Arthur Honegger und Arthur Hoérée experimentierten für den Film Rapt (1934) bereits vor der Marktreife des Magnettonbands mit dem Schneiden und Überblenden von Lichttonspuren, um ein Gewitter mit aufgezeichneten Klängen von Streichinstrumenten zu erzeugen. Für Höhenfeuer (Fredi M. Murer, 1985) entwarfen Mario Beretta und Florian Eidenbenz aus vielerlei Bestandteilen einen komplexen Klang für die akustische Welt der gehörlosen Hauptfigur. Hier waren noch akustische Musikinstrumente der Ausgangspunkt, die aber im klanglichen Ergebnis kaum mehr erkennbar sind. Thierry Mauley-Fervant hat zum Beispiel für Une partie en trop (1992) eine spannungssteigernde Musik durch analoge Musikelektronik ersetzt. Peter Bräker kreierte zusammen mit Pipilotti Rist aus vielerlei stimmlichen, geräuschhaften und musikalischen Bestandteilen einen Gesamtklang für Pickelporno (1992).

Jean-Philippe Héritier hat, mittlerweile mit digitalen Mitteln, für La grande peur dans la montagne (2006) einen charakterisierenden Klang für die «Schweizer» Bergwelt geschaffen, der wie ein Chor undefinierbarer Stimmen wirkt und die traditionelle Unterscheidung zwischen Dialog, Geräusch und Musik nicht mehr gestattet. (Autor: Mathias Spohr)

Literatur

  • Flückiger, Barbara: Sound Design. Die virtuelle Klangwelt des Films, 3. Auflage, Marburg: Schüren 2006. ISBN 978-3-89472-506-8
  • Spoerri, Bettina: «Auf der Suche nach dem idealen Klang. Eine kleine Sounddesign-Geschichte im Schweizer Film», in: Mathias Spohr (Hg.): Swiss Film Music. Anthology 1923–2012, Zürich: Chronos 2015, S. 129–139. ISBN 978-3-03401-265-2 plzm.37e157c9-dbf6-4bef-8f95-df65aac057ca?.gif