Jagdzeit

Jagdzeit (CH 2020) ist ein Spielfilm von Sabine Boss mit Musik von Michael Künstle.

Jagdzeit: Alexander Maier

Credits

  • Regie: Sabine Boss
  • Buch: Simone Schmid
  • Produktion: Turnus Film AG, SRF, Teleclub AG
  • Musikaufnahme Brass Section und Flügel: Air Studios, Lyndhurst Hall, London
  • Musiker*innen in London: Hörner: Richard Watkins, Simon Rayner, Trompeten: Christian Barraclough, Kate Moore, Posaunen: Andy Wood, Ed Tarrant, Dave Stewart, Tuba: Owen Slade, Flügel: Daniel Dettwiler
  • Dirigent: Anthony Weeden
  • Zusätzliche Aufnahmen: Idee und Klang Studio Basel
  • Zusätzliche Musiker: Piano, Synthesizer & Perkussion: Michael Künstle, Trompeten: Gergö Sztutenberg, Severin Jenny, Tenorsaxophon: Lukas Reinert, Posaune: Daniel Somaroo, Kontrabass: Daniel Dettwiler, Shakuhachi: Sandro Friedrich
  • Musikaufnahme Shakuhachi: Powerflute Studio
  • Musikmischung & Mastering: Daniel Dettwiler, Leandro Gianini

Handlung

Der Film basiert lose auf wahren Begebenheiten und thematisiert den Leistungsdruck der Schweizer Wirtschaftswelt.

Alexander Maier ist der perfektionistische Finanzchef des Schweizer Automobilzuliefer-Konzerns Walser, der sein ganzes Leben der Arbeit unterordnet. Er hofft noch immer, dass seine Ex-Frau und sein Sohn zu ihm zurückkehren - doch dann platzt der neue CEO Hans-Werner Brockmann (Ulrich Tukur) in sein Leben. Der Topmanager soll die Firma umstrukturieren. Die beiden schmieden energisch einen Plan, um den Betrieb in die Zukunft zu retten. Doch schon bald schlägt ihre Kollegialität um in einen erbitterten Kampf. Als ein Deal mit einem Grossinvestor platzt und der geplante Börsengang gestoppt wird, gibt Hans-Werner Brockmann Alexander Maier die Schuld für das Scheitern. Alexander realisiert, dass er alles verloren hat: seinen Ruf, seine Frau und seinen Sohn. In dieser Leere sieht er nur noch eine Möglichkeit, um sich an Hans-Werner Brockmann zu rächen.

Musikausschnitte

Für die Filmmusik von «Jagdzeit» bedient sich Michael Künstle einem Mix aus echten Instrumenten, Synthesizern und bearbeiteten Geräuschen. Dabei erklingt der Score häufig in Momenten ohne Dialog oder unterstützt Off-Voices. Eher selten ist die Musik diegetisch, also von Akteuren oder Objekten im Film erzeugt. Künstle verwendet dabei drei «musikalische Welten».

«newton‘s cradle»

(1:03 ab Min. 18)

Im Film sieht man Alexander Maier mehrmals eine Kugelstoßpendel anschlagen, bevor er sich seiner Arbeit zuwendet.

Künstle nahm eine solche Kugelstoßpendel auf und unterstützte sie musikalisch durch diverse perkussive Elemente, wie beispielsweise Schläge auf einen Monitorständer oder Bogenpraller auf eine Viola. Auf diese Weise lässt Michael Künstle Klangeffekte und Musik miteinander verschmelzen und erzeugt eine rhythmische Spannung, die den Film begleitet.

«hagakure book»

(1:10 ab Min. 01:21)

Alexander bekommt am Anfang des Films ein Buch über den Ehrenkodex von Samurais geschenkt – «Hagakure».

Aufgrund der japanischen Herkunft dieses Werks entschied sich Künstle für den Einbau einer Shakuhachi-Flöte in den Soundtrack. Sie erklingt häufig bei Szenen, in denen man Alexander Maier alleine sieht. Sie soll seine Isolation darstellen. Die Flöte wird durch ein Klaviermotiv ergänzt, welches, genau wie Alexander im Film, allmählich seine Gestalt verliert. Es wird verzerrt und die Tonhöhen mikrotonal verändert.

«wild hunt»

(2:03 ab Min. 39)

Der Film spielt häufig mit dem Thema «jagen». So werden mehrmals Szenen gezeigt, in denen Alexander Maier Tiere jagt – entweder zuhause in einer Jagdsimulation oder zusammen mit Hans-Werner Brockmann, seinem neuen Chef.

Da Blechbläser traditionell mit der Jagd assoziiert werden, entschied sich Michael Künstle für den Einbau von Blechbläsern als «Warnsignal». Im Verlauf des Films und der Eskalation des Konfliktes zwischen Maier und Brockmann wird auch das Bläsermotiv aggressiver.

Kommentar

Zusammen mit dem Tonmeister Daniel Dettwiler hat sich Michael Künstle ein Konzept ausgedacht, um die einzelnen Instrumente aufzunehmen. Beispielsweise wurde die Shakuhachi-Flöte in einem kleinen Raum aufgenommen, um das Gefühl von Einsamkeit und Isolation zu verstärken und die Blechbläser als Kontrast dazu in einem großen Raum. (Autor: Emanuel Meshvinski)

Literatur

Florence Vuichard und Erik Nolmans: ««Jagdzeit»: Der Suizid des «Zürich»-Finanzchefs als Filmvorlage», in: handelszeitung.ch, 16. Januar 2020

Weblinks