Mickey Mousing

Mickey Mousing ist eine Technik der Filmvertonung: Im Bild sichtbare Vorgänge werden durch musikalische Akzente hervorgehoben. Der Ausdruck Mickey Mousing wird vor allem abschätzig für eine übertriebene Anwendung dieses Verfahrens in der Art des Slapstick gebraucht.

Walt Disney stellte in der frühen Tonfilmzeit seit etwa 1929 zahlreiche kurze Animationsfilme her, in denen Gegenstände oder anthropomorphe Tiergestalten ein Orchester darstellten, zur Musik tanzten oder sangen (Silly Symphonies). Vorbilder waren die Vaudeville-Nummern in den Kleintheatern jener Zeit. Die perfekte Synchonisation der Musik mit dem Bild war damals eine grosse Leistung, weil Tonbandaufnahmen noch nicht möglich waren und das Orchester längere Passagen fehlerlos auf eine direkt belichtete Tonspur aufnehmen musste.

Für Spielfilme wie jene, die Max Steiner vertonte (wie King Kong, RKO 1933), wurde das Mickey Mousing nur stellenweise, etwa für markante Schritte, eingesetzt. Es war bis in die Fernsehkomödien der 1960er-Jahre ein gängiges Mittel zur Erzeugung von Komik oder Nachdruck. Seit dem Click-track-Verfahren in den 1950er-Jahren, das die Filmvertonung erleichterte, verlor sich die Faszination der synchronen Musik, und das Mickey Mousing galt mehr und mehr als geschmacklose und altmodische Art des musikalischen Akzentuierens. Als Stilmittel wird es dennoch bis heute eingesetzt.

Schweizer Filmmusik

Ein «Schweizer» Mickey Mousing lässt sich vor allem in den Animationsfilmen von Julius Pinschewer nachverfolgen, der versierte klassische Komponisten wie Walter Simon Huber (Kampf dem Hunger, 1941) oder Hans Vogt (Précision Longines, 1952) für diese Aufgabe engagierte.

Luc Gut nützt in Kunsthaus 2010 die Möglichkeiten digitaler Klangsynthese für eine Art modernes Mickey Mousing. (Autor: Mathias Spohr)

Literatur

  • Harper, Graeme (Hg.): Film and Visual Media: A Critical Overview, New York: Bloomsbury 2009, S. 109. ISBN 978-0-8264-5824-7
  • Wegele, Peter: Max Steiner: Composing, Casablanca, and the Golden Age of Film Music, Lanham: Rowman & Littlefield, 2014, S. 38. ISBN 978-1-4422-3114-6

Weblinks