Chris the Swiss

Chris the Swiss (CH 2018) ist ein teilweise animierter Dokumentarfilm mit der Musik von Marcel Vaid. Songs von Phil Collins, Montažstroj und Edo Maajka.

Chris the Swiss: In einer Animationsfilm-Passage begegnet die Autorin als Kind ihrem Cousin Chris.

Credits

  • Regie und Buch: Anja Kofmel.
  • Produktion: Dschoint Ventschr Filmproduktion (Sereina Gabathuler, Samir), Nukleus Film, Ma.ja.de Filmproduktion, IV Films, SRF.
  • Dirigent, zusätzliche Musik: André Bellmont.
  • Orchestrationen: André Bellmont, Jonas Zellweger.
  • Musikmischung: Marc Holthuizen.
  • Geräuschemacher: Heikki Kossi.
  • Sounddesign und Tonmischung: Markus Krohn.
  • Musiker: Budapest Art Orchestra; Marimbaphon, Xylophon, Percussion: Markus Maggiori; Vocals: Lauren Newton; Cello: Martin Birnstiel; Posaune: Bernard Bamert; Klarinetten: Martin Schumacher; Bansuri: Sandro Fröhlich; Keyboards, balinesische Gongs: Pardeep Schroeder; Gitarren: Marcel Vaid; Elektronik: Ravi Vaid.

Handlung

Der Schweizer Kriegsreporter Christian Würtenberg schliesst sich im Jugoslawienkrieg 1992 einer kroatischen Söldnertruppe an und wird drei Monate später ermordet aufgefunden. Seine Cousine Anja Kofmel, die Chris in ihrer Kindheit bewundert und als Vorbild betrachtet hatte, versucht zwanzig Jahre später, dieses Geschehen nachzuvollziehen und zu verstehen. Neben Archivbildern, Aufnahmen von Schauplätzen oder Interviews mit Zeitzeugen besteht der Film aus Animationsfilm-Passagen, die in einer Mischung aus Kindheitserinnerungen, Träumen und Recherche zeigen, was sich zugetragen haben könnte.

Videoausschnitte

Animierte Passagen

(05:07 ab Min. 46)

Der Journalist Chris lässt sich in Zagreb vom zweilichtigen Chico, dem Kommandanten der Söldnertruppe, zum Kriegsdienst anheuern. Realistische Geräusche, Dialoge und diegetische Musik mischen sich in der Barszene mit dem Klang der Dämonen, die Chris bedrohen.

Das «Realste» in dieser Szene sind die als extradiegetische Off-Stimme (oder als «Stimme in seinem Kopf») zu hörenden Aufzeichnungen von Chris, das am meisten Erfundene sind die diegetischen, vom Geräuschemacher ergänzten knirschenden Schritte im Schnee, während man normalerweise davon ausgeht, dass die Geräusche das Objektive sind und der Kommentar das Subjektive. Die dokumentarischen Passagen des Films entsprechen dagegen eher den Erwartungen: Die Geräusche sind Originalton, und die Off-Stimme deutet das reale Geschehen. Die Musik kann sich zwischen diesen Extremen hin- und herbewegen.

Übergänge

(02:19 ab Min. 33)

Von den Recherchen der Autorin führt der Film zu einem mutmasslichen Erlebnis ihrer Hauptfigur an der Front und wieder zurück zur Recherche.

Der Ton beginnt konventionell: Das Schliessen des Kofferraums ist diegetisch, der Klang wirkt «dokumentiert». Der Kommentar und die spannungsvolle Musik sind dagegen extradiegetisch. Das Geräusch des vorbeifahrenden Lastwagens wandelt sich im Übergang zur Animation zum Geräusch eines Vogel- oder Insektenschwarms, dessen Schatten als Kriegsflugzeuge zu sehen sind. Ob es sich beim Ton um Geräusche, Musik oder schreiende Stimmen handelt, bleibt unklar. Alles steht in einem Zwischenbereich zwischen Diegese und Extradiegese. Ein einzelnes Insekt im Raum erscheint daraufhin wieder als diegetisches Geräusch, wenn auch die gesamte animierte Handlung erfunden und das Insekt nicht «dokumentiert» ist. Ähnlich stellt die Musik am Ende der animierten Passage Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kommentar und Geschehen, Fiktion und Dokumentation her.

Kommentar

Die Musik erzeugt einen Klangraum zwischen Realität und Fiktion, der die Vorstellungen der Autorin, wie sich Chris gefühlt haben könnte, zur Vorstellung der Zuschauer macht. Im Zusammenspiel von Dialog, Off-Kommentar, Geräuschen und Sounddesign werden die Grenzen zwischen Beobachtung und Beobachtetem, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust gezeigt, die Chris mit seinem Wechsel von Kriegsreportage zu Kriegsdienst überschreitet. (Autor: Mathias Spohr)

Literatur

  • Krebs, Geri: «‹Chris the Swiss:› Die problematische Nähe des Filmers zum Verbrecher», in: NZZ, 12. September 2018.

Weblinks

Quelle

  • Musik und Film: Dschoint Ventschr Filmproduktion, Zürich. plzm.a9560534-3690-4bc5-a63c-9f019a6c57fb?.gif